Anästhesieverfahren

Es gibt zwei grundlegende Methoden der Anästhesie

  • Allgemeinanästhesie: Verfahren mit Bewusstseinsverlust
  • Regionalanästhesie: Verfahren, bei dem die Nervenleitung unterbrochen ist
    • zentrale (rückenmarksnahe) Regionalanästhesieverfahren
    • periphere Regionalanästhesieverfahren

Allgemeinanästhesie

Die Allgemeinanästhesie (umgangssprachlich auch Vollnarkose) ist das klassische Anästhesieverfahren, wenn man von einer Narkose spricht. Allgemeinanästhesie bedeutet, dass der Patient für die Dauer der Operation durch eine Kombination von Medikamenten in einen schmerzfreien Zustand versetzt wird.

Die Bewusstlosigkeit bei der Allgemeinanästhesie wird entweder durch die Gabe eines

  • Schlafmittels (Hypnotikum) über die Vene oder
  • die Applikation eines Schlafmittels über die Atemluft ("Narkosegas") erzielt.

Zusätzlich zu diesem Narkosemittel erhält der Patient ein starkes Schmerzmedikament (Analgetikum) über die Vene. Hypnotikum und Analgetikum sind die beiden Basisbestandteile einer jeden Allgemeinanästhesie.

Während der Narkose werden Sie ununterbrochen durch einen Anästhesisten mit allen erforderlichen Monitoren überwacht. Die Narkosetiefe wird durch ihn kontinuierlich an die Erfordernisse der Operation angepasst. Am Ende der Operation beendet er die Zufuhr der Narkosemedikamente und lässt Sie wieder aufwachen.

Analgosedierung

Ziel einer Analgosedierung ist es, bei Eingriffen oder Untersuchungen, die mit leichten Schmerzen belastet sind, eine gute Schmerzbefreiung zu erreichen. Zusätzlich kann ein Schlafzustand erzeugt werden, der auch emotionale Belastungen reduziert. 

Meist wird ein Schmerzmittel und ein Hypnotikum kombiniert. Es kommen sehr kurzwirksame Medikamente zum Einsatz, die kontinuierlich über eine sog. Spritzenpumpe (Perfusor) über die Vene des Patienten appliziert werden und damit optimal gesteuert werden können.

Wenn erforderlich kann die Analgosedierung jederzeit in eine Allgemeinanästhesie überführt werden.

Beispiele für Eingriffe

  • Schilddrüsen-Operation
  • Operationen an großen Gefäßen
  • Operationen an den Nieren
  • Operationen an der Halsschlagader (Carotis-OP)
  • Leistenhernie (evtl. Spinalanästhesie)
  • Laparoskopische (minimal-invasive) Gallenoperation
  • Hüftgelenksersatz (Hüft-TEP) (evtl. Spinalanästhesie)
  • Kniegelenksersatz (Knie-TEP) (mit Regionalanästhesie
  • Wirbelsäulenoperation
  • Analgosedierung ist die Nierensteinzertrümmerung (ESWL = Elektrostoßwellentherapie) in der Urologie.

Regionalanästhesie

Bei der Regionalanästhesie erfolgt die Schmerzausschaltung, aber auch die Ausschaltung der Muskelfunktion durch die medikamentöse Blockade der Leitungsfähigkeit einzelner Nerven oder Nervengruppen. Man unterscheidet bei der Regionalanästhesie zwischen zentralen (rückenmarksnahen) und peripheren Regionalanästhesieverfahren.

Rückenmarksnahe Regionalanästhesie

Bei allen Regionalanästhesieverfahren wird die Leitung von Informationen und Schmerz am Nerv blockiert.

Bei den rückenmarksnahen Verfahren Spinalanästhesie und Epiduralanästhesie/-analgesie erfolgt eine Ausschaltung direkt beim Austritt der Nerven aus dem Rückenmark.

Die Schmerzausschaltung erstreckt sich auf den Bereich des Körperstammes (Beine, Unterleib, Brustkorb). Diese Verfahren werden entweder als eigenes Anästhesieverfahren oder auch in Kombination mit einer Vollnarkose angewendet.

Klassische Anwendungsgebiete für die Spinalanästhesie sind der Kaiserschnitt in der Geburtshilfe oder Eingriffe an der Leiste oder den unteren Extremitäten (Beine, Hüfte).

Die wichtigsten Indikationen der Epiduralanästhesie sind die Schmerzausschaltung bei der Spontangeburt und der sog. "Schmerzkatheter" bei großen Thorax- und Baucheingriffen.

Pheriphere Regionalanästhesie

Zielnerven:
Ziel der Nervenblockade sind alle Nerven, die Schulter und Arm versorgen. Diese entspringen aus dem Halsmark und ziehen seitlich der Wirbelsäule in Richtung Schulter und Arm.

Durchführung:
Der ISK wird am Hals des liegenden Patienten durchgeführt. Der Anästhesist sucht die Nerven mit Ultraschall. Nach ausgiebiger Hautdesinfektion wird die Punktionsregion durch ein Lochtuch abgedeckt. Nun erfolgt eine örtliche Betäubung der Punktionsstelle. Danach führt der Anästhesist unter Ultraschallsicht die Punktionsnadel neben die Zielnerven. Über die Punktionsnadel wird entweder der Katheter eingelegt oder gleich das örtliche Betäubungsmittel eingespritzt.

Beim Katheterverfahren wird dieser steril festgeklebt und mit einem Verband gesichert.
Innerhalb weniger Minuten setzt nun die Wirkung ein: der Arm wird bis zu den Fingerspitzen kribbelig und dann taub, die Fähigkeit, den Arm zu bewegen, nimmt ebenfalls ab.

Vor Beginn der Operation prüft der Anästhesist nochmals, ob auch die Operationsregion ausreichend betäubt ist.

Zielnerven:
Ziel der Nervenblockade sind hier die Nerven, die den Arm versorgen. Diese ziehen aus dem Bereich der Halswirbelsäule über die Schulter und den Arm. Im Bereich des Schlüsselbeins und an der oberen Oberarminnenseite bündeln sich diese nochmals und verzweigen sich in die Nerven, die den Arm, den Ellenbogen und die Hand versorgen.

Durchführung:
Der Anästhesist lokalisiert mittels Ultraschall die Zielnerven. Es erfolgt eine ausgiebige Hautdesinfektion, danach erfolgt eine örtliche Betäubung der Punktionsstelle. Im Anschluss wird der Anästhesist unter Ultraschallsicht die Punktionsnadel neben die Zielnerven führen. Dann wird über die Punktionsnadel entweder der Katheter eingelegt oder gleich das örtliche Betäubungsmittel eingespritzt.

Innerhalb weniger Minuten setzt nun die Wirkung ein: der Arm wird bis zu den Fingerspitzen taub, die Fähigkeit, den Arm und die Hand zu bewegen nimmt ab.

Vor Beginn der Operation prüft der Anästhesist nochmals, ob auch die gewünschte Operationsregion ausreichend betäubt ist.

Der Ischiadicusblock /-katheter ist ein Verfahren zur Schmerzausschaltung bei Eingriffen im Bereich des Kniegelenkes, Unterschenkels und des Fußes. Er kann in Kombination mit einer Blockade des Nervus Femoralis (Femoralisblock) eingesetzt werden.

Zielnerven:
Ziel der Nervenblockade ist hier der Nervus ischiadicus, der das Bein ab Kniegelenk versorgt.

Durchführung:
Der Ischiadicusblock kann an verschiedenen Stellen des Oberschenkels durchgeführt werden. Hauptzugangswege sind der seitliche Oberschenkel im Bereich des Hüftgelenkes (proximaler Zugang nach Guardini) oder oberhalb des Kniegelenkes (distaler Zugang DIB).

  • Der Anästhesist lokalisiert mittels Ultraschall oder elektrischer Nervenstimulation die Zielnerven.
  • Nach der ausführlichen Desinfektion erfolgt eine örtliche Betäubung der Punktionsstelle.
  • Danach wird der Anästhesist die Punktionsnadel in die Nähe der Nerven einbringen. Es erfolgt eine Lagekontrolle über die Nervenstimulation oder Ultraschall.
  • Nun wird über die Punktionsnadel entweder der Katheter eingelegt oder gleich das örtliche Betäubungsmittel eingespritzt.
  • Die Nadel wird nun entfernt und die Punktionsstelle mit einem sterilen Pflaster abgedeckt.

Innerhalb weniger Minuten setzt die Wirkung ein: der hintere Oberschenkel und der Unterschenkel werden bis zu den Zehenspitzen taub, die Fähigkeit, das Bein zu bewegen nimmt ab. Vor Beginn der Operation prüft der Anästhesist nochmals, ob auch die gewünschte Operationsregion ausreichend betäubt ist.

Beispiele für Eingriffe mit Regionalanästhesie

  • Spiegelungen (Arthroskopie) der Schulter (in Kombination mit Allgemeinanästhesie)
  • Operationen am Dialyseshunt
  • Operationen bei Frakturen des Unterarmes (ggf. Allgemeinanästhesie)

Anästhesie bei ambulanten OPs

Die Abläufe und Vorbereitungen für die Anästhesie von einem ambulanten Eingriff unterscheiden sich nicht wesentlich von denen des stationären Eingriffes. Dennoch gibt es einige Aspekte, auf die wir Sie hinweisen möchten.

Die Eingriffe erfolgen in Allgemeinanästhesie oder Regionalanästhesie. Ziel ist es, dass sie schnell wieder mobil und die postoperativen Schmerzen nur niedrig bis moderat sind.

Nach der Operation werden Sie im Aufwachraum durch Fachpersonal überwacht, bis Sie vollständig wach und kreislaufstabil sind. Sie erhalten dort auch die notwendigen Schmerzmittel und alle Medikamente, die für Ihr Wohlergehen erforderlich sind. Danach werden Sie in den Wartebereich entlassen, wo Sie zu Essen und zu Trinken bekommen und sich bis zu Ihrer Entlassung weiter erholen können.

Nachdem Sie die Operation und Anästhesie gut überstanden haben, werden Sie nach Hause entlassen. Grundvoraussetzung dafür sind Ihr Gesundheitszustand, gute Schmerzkontrolle und das Fehlen von Übelkeit. Entsprechend der Vorgaben des Sozialgesetzbuchs V §115b sind Grundvoraussetzungen der Betreuung im häuslichen Umfeld zu erfüllen. Es ist wichtig, dass Sie am OP-Tag betreut werden und ihre Sicherheit gewährleistet ist.

Nach ambulanten Eingriffen sind sie nicht im Vollbesitz Ihrer geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit. Aus diesem Grund sind Sie für den Rest des Operationstages nicht geschäftsfähig und dürfen daher keine Verträge abschließen.

Bitte denken Sie daran, dass Sie nach Erhalt einer Narkose für min. 24 Stunden nicht am Straßenverkehr teilnehmen dürfen. Lassen Sie sich bitte nach einem ambulanten Eingriff auf jeden Fall abholen.

Wir werden Sie vor Ihrem ambulanten Eingriff zum Verhalten nach der Operation aufklären.

Sollten nach der Operation Probleme auftreten, können Sie jederzeit wieder in die Klinik kommen oder telefonisch um Rat fragen. 

Zentrale: 09181 4200 > diensthabender Anästhesist